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Der Lockdown im Bild

Fotografien von Timo Orubolo, Werner Erne und Cornelius Fischer

Als der Lockdown im März begann war er für viele von uns das erste Erlebnis dieser Art und somit schwer zu fassen. Unterdessen geniessen wir viele Lockerungen und auch das Museum durfte am 11. Mai wieder öffnen. Im Rahmen des Programms «Herrscht nun coro normal?» kommt das Museum mit seinem Publikum in Kontakt und wollte auch von den Aarauer Fotografinnen und Fotografen wissen, wie sie den Lockdown erlebt haben. Die Arbeiten dreier Fotografen, die diese aussergewöhnliche Zeit auf ganz unterschiedliche und persönliche Weise fotografisch dokumentiert haben, sind aktuell im Stadtmuseum Aarau zu sehen.

 

Homeoffice – dem Lockdown ein Gesicht geben

Porträtserie von Timo Orubolo
31. Juli – 6. September 2020

Begegnungen sind zentral im Arbeitsalltag des Fotografen Timo Orubolo. Mit einem Sensorium für Menschen und Stimmungen wählt er für seine Kundinnen und Kunden passende Bildsprachen. Der Lockdown seit Mitte März schränkte ihn als Porträtfotografen jedoch stark ein, bot aber auch Raum für Gedanken und freie Projekte. Orubolo brach schliesslich aus der eigenen Isolation aus und fand mit einem besonderen Konzept einen Weg, seinen neuen Nachbarinnen und Nachbarn als frisch von Basel Zugezogener trotz Distanz sehr nahe zu kommen: Ausgerüstet mit einer ausziehbaren Leiter und seiner Kamera porträtierte er Menschen in ihren improvisierten Heimbüros durch die Fenster ihrer Wohnungen im Erdgeschoss oder dem ersten Stock. Als der Lockdown im März begann, war er für viele von uns das erste Erlebnis dieser Art und somit schwer zu fassen. Diese eigenartige Stimmung vermitteln auch die Blicke aus dem Fenster. Sie sind fragend, besorgt, entrückt, aber auch gefasst und gelöst. So verweisen die Aufnahmen auf Entwicklungen, die in uns allen vorgehen. Bis Ende April, als die Lockerungen absehbar wurden, entstanden 30 Porträts, die dem Lockdown ein Gesicht geben. Das Stadtmuseum Aarau zeigt eine Auswahl aus Aarau, Suhr und Buchs.

 

«Die Welt aus meiner Stube»

Zwei fotografische Serien von Werner Erne
31. Juli – 6. September 2020

«Man kann die Welt kennen, ohne je sein Haus zu verlassen» – was Laotse vor mehr als 2000 Jahren geschrieben hat, nahm sich Werner Erne zu Herzen, als er aus seiner Stube hinaus aus dem Fenster blickte. Mit seiner Kamera dokumentierte er, wie das Licht- und Schattenspiel in den leeren Gassen während des Lockdown kontinuierlich von der Geometrie der Sonnenschirme, Restauranttische und Menschen überschrieben wurde und das gesellige Leben unter seinem Fenster zurückgekehrte. Die direkte Abfolge dieser Bilder lässt uns fragen, für wie lange die zurückgewonnene Freiheit hält, bis sich die Reihenfolge womöglich wieder umkehrt und nur noch die Lichtreflexionen auf den Pflastersteinen verbleiben. 

Als Ergänzung zu dieser Momentaufnahme zeigt das Stadtmuseum eine zweite Serie von Erne, die über die letzten zehn Jahren ebenfalls aus seiner Stube heraus entstanden ist. Mit seinem geschulten Auge für das Zusammenspiel von Flächen, Linien und Strukturen rückt er die Geometrie und die formale Klarheit der Dachlandschaften in den Fokus. Seine Fotografien zeugen davon, welche verborgene Poesie im Alltäglichen steckt und wie genaues Hinschauen diese sichtbar macht.

 

Abheben im Ausnahmezustand mit Fotografien von Cornelius Fischer
20. Juni – 6. September 2020

Die Fotografien laden dazu ein, Luft zu holen und den zuletzt viel strapazierten Begriff der «Distanz» im Sinne eines wohltuenden Perspektivenwechsels lustvoll zu wenden. Fischer macht sich die Drohnenfotografie bereits seit sechs Jahren für Auftragsarbeiten, etwa aus der Immobilienfotografie, zunutze und hat nun auf der Basis dieser Technik erstmals eine grössere freie Arbeit entwickelt. Ausgangspunkt waren der Lockdown und die Leere im öffentlichen Raum, die Fischer dazu anregten, seine Eindrücke fotografisch zu verarbeiten. So sind seit Ostermontag, 13. April 2020, im Verlauf einer Woche 115 Aufnahmen entstanden, von denen eine Auswahl im Foyer des Stadtmuseum Aarau zu sehen ist. In einer Tour d'Horizon zwischen Zu- und Ausfahrten führt der Fotograf durch die menschenleere Altstadt, in Wohnquartiere, zu prägnanten Verkehrsknotenpunkten und zu bekannten Aarauer Wahrzeichen.
 

Aarau wieder beleben!

Während des Lockdown standen Aaraus Strassen still und die Plätze blieben leer. Unter den wenigen die unterwegs waren, befanden sich einige Fotografinnen und Fotografen wie beispielsweise Cornelius Fischer, dessen Drohnenaufnahmen im Foyer ausgestellt sind. Auch die Aarauer Künstlerin Hana Solenthaler hielt Aarau im Ausnahmezustand mit ihrer Kamera fest und postete 82 Tage lang täglich ein Bild auf Facebook (facebook.com/hana.solenthaler).

Eine Auswahl dieser Stadtbilder darfst Du nun zum «Verspielen» verwenden. Lasst uns die Strassen wieder beleben – wir haben die Menschen, Tiere und Objekte dazu! Schneide aus den Schnippelbogen aus, was dir gefällt und belebe damit ein Foto vom «leeren Aarau».