Direkt zum Inhalt springen

Sammlung Kern in neuem Glanz

Am 5. November feierte das Stadtmuseum Aarau die Eröffnung der neu gestalteten Sammlung Kern: Dank des grossen Engagements von ehemaligen Mitarbeitenden der Aarauer Firma Kern und Co. zeigen die überarbeiteten Ausstellungsräume Zusammenhänge der Technik- und Industriegeschichte verständlich auf. Besucher:innen können die Funktionen ausgewählter Exponate eigenhändig ausprobieren. Kern-Präzisionsinstrumente aus Aarau – vom Schulzirkel bis zum Absteckungs-Theodolit – begleiteten die Industrialisierung in der Schweiz und verkauften sich von Helsinki bis nach Übersee und landeten sogar auf dem Mond.

Sammlung Kern im besten Licht
Von Helsinki, nach Übersee und sogar auf den Mond: Die Präzisionsinstrumente der Aarauer Firma Kern und Co. dokumentieren einen bemerkenswerten Abschnitt der Technik- und Industriegeschichte von der Gründung 1819 bis zur Schliessung 1991. Über 1'700 Exponate gehören zur Studiensammlung von internationaler Bedeutung. Darunter Kameraobjektive, verschiedenste Absteckungs-Theodolite sowie optische, astronomische und weitere Vermessungsinstrumente.

Vom einfachen Zirkel für den Geometrie-Unterricht bis zum Theodolit, eingesetzt in der Landesvermessung und für den Bau der Alpentunnel: In der neugestalteten Sammlung Kern im Stadtmuseum Aarau dürfen Interessierte die Funktion ausgewählter Objekte ausprobieren und Industriegeschichte unmittelbar erleben. Auf den öffentlichen Führungen «Kern im Fokus» erfahren Besucher:innen, wie Krieg und Frieden das Kern-Geschäft beeinflussten und warum sich die NASA für ihren Flug zum Mond für Kernobjektive entschied.

Das Erbe der Firma Kern ist auf Anmeldung in Führungen für Interessierte zugänglich. Viele Objekte sind greifbar, handhabbar und funktionsfähig. Sie vermitteln ein anschauliches Bild vergangener Ingenieurskunst.
Buchung & Beratung: 062 836 05 17 oder museum@aarau.ch

 
Impressionen der neu gesalteten Sammlung Kern. Fotos: Peter Koehl
Einen Eindruck von der Sammlung erhalten Sie unter www.kern-aarau.ch.


Drei Fragen an Markus Meier, ehemaliger Kern-Mitarbeitender und Delegierter der Freiwilligen «Sammlung Kern»

Welche Highlights erwarten Besucher:innen auf der Führung «Kern im Fokus»?
Unter anderem begegnet man einem «Schwesterobjektiv» des Filmkamera-Objektivs, das mit der NASA auf den Mond geflogen ist. Oder erfährt Hintergründe zum geschichtsträchtigen Theodolit, der von General Dufour, der auch Kantonsbaumeister in Genf war, in Auftrag gegeben wurde, um Pionierarbeit für Hängebrücken zu leisten. Neu ist es zudem möglich, ausgewählte Exponate anzufassen, selber an der Schaube eines Theodolits zu drehen, ein Fadenkreuz auf ein Ziel zu richten oder durch ein Stereomikroskop Stereobilder, also 3D-Bilder, zu betrachten.

Wie gestaltet sich die ehrenamtliche Tätigkeit für die Sammlung Kern?
Wir sind ungefähr 20 aktive «Kernianer», also ehemalige Kern-Mitarbeitende, die einen Tag pro Woche für die Sammlung Kern arbeiten. Wir sind in Arbeitsgruppen organisiert, gemäss den eigenen Interessen und der früheren Tätigkeit bei der Firma Kern. Zum Beispiel für die Bereiche Optik, Geodäsie, Wehrtechnik oder Firmendokumente. So fliesst unser Fachwissen und die Kompetenzen der früheren Anstellung bei der Firma Kern und Co. direkt ein.
Mit der Unterstützung des Teams des Stadtmuseums erfassen wir Objekte, ordnen sie zeitlich ein und dokumentieren den Verwendungszweck, kommentieren die Funktionsweise und beschreiben die Bedeutung. Zusätzlich betreiben wir eine Webseite für ein internationales Fachpublikum und vertiefen uns in Recherchen. Ich habe grossen Respekt für die Vorarbeit der ersten Generation der «Kernianer», die einen Grossteil der Objekte erfasst haben. Als Pensionäre nehmen wir einen Arbeitstag schon nicht mehr so streng, wie damals als man 30 Jahre alt war… (lacht) und doch hat uns das Hinarbeiten auf die neu gestaltete Ausstellung zusammengeschweisst und stark motiviert.

Warum arbeiten Sie als Pensionär noch regelmässig für die Sammlung Kern?
Neben dem in Kontakt bleiben mit den ehemaligen Kollegen geniesse ich es, meine Interessensgebiete weiterzupflegen, mich mit der Technikgeschichte zu befassen und etwas Sinnvolles zu machen. Die Sammlung Kern ist auf Grund ihrer thematischen Vielfalt und Tiefe von grosser Bedeutung. Die Firma hat einige Objekte hervorgebracht, an der sich die Zusammenhänge der Industriekulturgeschichte exemplarisch zeigen lassen.

Über die Sammlung Kern im Stadtmuseum Aarau
Die Sammlung befindet sich in einem unterirdischen Depot in unmittelbarer Nähe des Stadtmuseums Aarau und ist in öffentlichen Führungen und auf Anfrage für Interessierte zugänglich. Die Sammlung der 1819 gegründeten Aarauer Firma Kern & Co. AG wurde 1988 nach der Übernahme der Firma durch die Wild-Leitz-Gruppe (heute Leica Geosystems AG) als Nachlass eines einstmals erfolgreichen, weltweit tätigen Aarauer Familienunternehmens dem Stadtmuseum Aarau übergeben. Der reiche Nachlass von über 1'7000 Exponaten wird von einer engagierten Gruppe ehemaliger Kern-Mitarbeitenden als Studiensammlung betreut. Sie umfasst eine Vielzahl von Vermessungsinstrumenten, Kameraobjektiven, Zeichengeräten und Optikteilen. Beeindruckend sind auch die Grossgeräte für die Fotogrammetrie. Mit ihnen wurden aus Stereo-Luftbildern Karten gezeichnet. Die Industrievermessung war das jüngste Kind der Firma. Mit einem System von Rechnern und Theodoliten konnten grosse Industrieteile genau vermessen und so überprüft werden.